2021: Kappl / Tirol

Kappl liegt in Tirol, an der Straße, die zur Silvretta Hochalpenstraße wird. Ein kleiner Ort, der sich für mich vor allem dadurch auszeichnet, dass er meinem Kollegen Michael N. aka „mine“ schon mehrere goldene Nadeln (oder was auch immer) verliehen hat, weil er mal wieder den x-ten Urlaub dort verbracht hat. Wandern im Sommer, Skifahren im Winter. Ich wollte für eine kleine Mopedtour eine feste Übernachtung, die bequem an einem Tag erreichbar ist und in einem Gebiet liegt, in dem man schön Moped fahren kann. Und in dem ich mit dem Moped noch nicht war. Also Kappl.

Tag 1, 769 km

Anfahrt über die Autobahn. Bis Würzburg klappte das ganz gut, da war aber dann laut Google Maps die Autobahn gesperrt. Der Umweg war wenig lustig, da alle anderen dort ebenfalls langfuhren. Später regnete es etwas, aber alles in allem eine lockere Fahrt, auf der ich wieder einmal über den Tempomaten des neuen Mopeds froh war.

Gegen 17 Uhr war ich wie geplant in Kappl, wo ich (ebenfalls geplant) mine und J. traf. Ich warf die Sachen ins gebuchte Hotel Post und trank mit den beiden ein/zwei Ankommbier im „Cafè per Du“ schräg gegenüber. Dann spazierten wir den Berg hoch zu ihrer Ferienwohnung, wo es jede Menge Brot, Käse und Bier gab. Wir verbrachten einen schönen Abend auf einer Veranda im Garten, obwohl es später ziemlich schattig war – gefühlt unter 10 Grad. Zurück zum Hotel ging es wenig anstrengend nur noch bergab, die Aussicht über das beleuchtete Kappl lohnte sich.

Das Hotelzimmer (Komfort-EZ) war riesig und bestens ausgestattet. Im obersten Stockwerk, mit Balkon (leider nicht ins Tal) und großem Badezimmer. Inklusive Frühstück und Garagenstellplatz zu einem ausgezeichneten Preis – sehr empfehlenswert!

Tag 2, 170 km

Zwei Sachen an dem Frühstücksbuffet waren bemerkenswert. Einerseits war ich der einzige, der eine Maske trug, was mich auch wegen der zahlreichen Holländer (die gerade hohe Inzidenzen hatten) schon wunderte. Andererseits war das Frühstück ausgezeichnet! Alles, was man von einem sehr guten Frühstücksbuffet erwartet, inklusive einer Person, die aus Eiern etwas gewünschtes zaubern konnte. Noch eine Empfehlung für dieses Hotel!

Der Wetterbericht für diesen Tag sah nicht gut aus, es sollte regnen. Ich suchte also aus den geplanten Touren eine aus, die nicht zu weit weg führte, so dass ich zur Not die Flucht ins Hotel antreten konnte: Samnaun und Kaunertal sollte es werden, Samnaun alleine wurde es dann. Schon auf dem Weg begann es zu regnen und sonderlich warm war es auch nicht. Und es wurde natürlich noch kühler, als es nach Samnaun hochging. Es handelt sich dabei um eine Enklave der Schweiz, die (zumindest per Fahrzeug) nur aus Österreich zu erreichen ist. Samnaun selbst liegt auf gut 1800 m, da oben war es also ganz schon kühl. Und regnerisch, ich erwähnte es bereits. Der Ort selbst ist touristisch geprägt, wie es zu erwarten war, ich kaufte etwas beim Bäcker und verschwand wieder. Spannender ist eigentlich die Straße dort weg, wenn man auf einem Drittel des Weges rechts fährt. Eine sehr enge Straße, die sich um Felsen windet und einfach tolle Ausblicke gewährt. Trotz Regen. Inzwischen gab es Gewitter bei 12 Grad. Wieder unten beschloss ich, dass das nichts mehr werden würde an dem Tag, und fuhr zurück ins Hotel. Wegen einer Sperrung fuhr ich den langen Tunnel der 180 unter dem Venet, was absolut herrlich war, denn dort drin herrschten 28 Grad!

Nach etwas Entspannung im Zimmer aß ich ein leckeres Filet im Calimero.

Tag 3, 255 km

Das Wetter ist wesentlich besser geworden. Heute soll es die Silvretta Hochalpenstraße werden. Diese Straße sollte mir wegen zwei Dingen im Gedächtnis bleiben: Wunderschön und ätzende Geschwindigkeitsbeschränkung. Die Österreicher möchten anscheinend keine Mopedfahrer mehr sehen. Es gibt in Tirol auf vielen Strecken ein Verbot für Mopeds mit einem Standgeräusch größer als 95 dB(A), was mich nicht betrifft, und auf vielen Strecken Geschwindigkeitsbegrenzungen nur für Mopeds. Insbesondere bei gut ausgebauten Straßen, die wegen der langen Täler auch gerne mal einige Zeit geradeaus gehen, sind die 60 km/h wie bei der Silvretta Hochalpenstraße wirklich langweilig. Trotz der wunderschönen Gegend wäre ich doch gerne _etwas_ schneller gefahren – was man besser nicht tut, denn es wird auch geblitzt wie verrückt.

Anschließend gurkte ich etwas in der Gegend von Schniefis herum, dort hatte ich mal einen Winterurlaub verbracht und es dauerte einige Zeit, bis ich das abgelegene Haus wiederfand, in dem wir damals übernachteten. Dann folgt das fantastische Faschinajoch und der ebenfalls wunderschöne Arlbergpass.

In Kappl zurück kaufte ich Brot, Käse und Zweigelt und verspeiste das auf meinem Balkon, was von der Temperatur her gerade noch ging. Ein Mopedtag nach meinem Geschmack und eine Wohltat nach dem Regentag vorher!

Tag 4, 402 km

Heute ging es ins Kühtai und Stubaital. Beides mit schönen Aussichten, aber fahrerisch langweilig. Kaum Kurven, meistens langweilige Geschwindigkeitsbeschränkungen, sehr viele Dörfer mit noch mehr Geschwindigkeitsbeschränkung. Überhaupt zeichnet sich die ganze Gegend durch recht hohe und steiler Berge aus, was zu langen Tälern mit recht wenig Straßen rechts und links den Berg hoch führt. Es ist meistens einfach zu steil, daher sind auch viele Täler Sackgassen. Dafür sind die Straßen in bestem Zustand, keine Schlaglöcher, selten Rollsplit.

Jetzt wollte ich noch den Rest der ersten Tour fahren, nämlich das Kaunertal. Und das ist der eine und einzige Tipp, den ich jemandem geben würde, der in diese Gegend kommt und nur einen Tag Zeit hat! Man zahlt zwar eine Maut (15€), die sich aber in jedem Fall lohnt. Die Kaunertaler Gletscherstraße geht erst relativ unspektakulär durch das Tal, stetig leicht ansteigend. Dann kommt man zum Gepatschspeicher, einem wunderschönen Stausee. Nach diesem wird die Straße interessant und schlängelt sich in Serpentinen den Berg hoch bis zum Gletscher auf 2750m, also fast das Niveau des Stilfser Joch. Oben gibt es im Sommer nur noch Reste vom Gletscher, die mit Planen zugedeckt sind. Durch einen solchen Schnee-/Eisklotz hat man Gänge geschlagen und beleuchtet, so dass der Touri durchlaufen kann.

Zurück fährt man in Prutz rechts auf den Kaunerberg, die Gachenblick-Landesstraße. Dort kommt man zur Aussichtsplattform Gacher Blick, ein Muss bei schönem Wetter.

Abends gab es dann Pizza im Restaurant Bella Vista mit Blick auf das (für mich) höchst überflüssige Dorffest.

Tag 5, 294 km

Der Ofenpass stand schon bei der Sterzingtour vor einem Jahr auf dem Programm, musste aber wegen zu großer Entfernung ausfallen. Jetzt lag er wesentlich näher, so bin ich dann auch gleich das Stilfser Joch noch einmal gefahren. Der Tag beginnt mit leichtem Regen und einem Besuch in einer Apotheke. Das war eine Apotheke in den Räumen einer Arztpraxis oder eigentlich anders herum, eine Arztpraxis mit ein bisschen Apotheke. Gut für den Arzt, schlecht für die Kunden der Apotheke, denn die müssen alles andere abwarten bis sie mal dran sind. Und nach ewiger Wartezeit zahlte dann der Kunde vor mir mit einem Sack Klein-Münzgeld. Von dem dann die arme Frau hinter der Theke den fälligen Betrag abzählen musste und den Rest zurückreichte. Ich staunte über ihre und meine Geduld.

Heute sollten es mit Schweiz und Italien drei Länder werden. Leider regnete es am Ofenpass, der trocken sehr schön sein muss. Man fährt dort die ganze Zeit auf recht hohem Niveau über eine Hochebene, dann der Umbrailpass, der zum Stilfser Joch führt. Hier war es glücklicherweise trocken mit einigen Wolken. Am Reschenpass (das ist der mit der abgesoffenen Kirche im Reschensee) wieder etwas Regen. Insgesamt hatte ich aber enormes Glück, nordwestlich von mir tobte sich ein großes Regengebiet aus.

Zurück am Hotel standen in der Garage, in die sechs Autos passten, die aber vorne nur zwei Autos breit war, zwei Autos. Ganz vorne. So dass alle hinteren leeren Parkplätze erfolgreich versperrt waren und nicht mal ich mit dem Moped durchkam. Nach kurzem Palaver mit einem Hotelmenschen fand ich ein Plätzchen in der Fahrradgarage. Dann gab es Käsespätzle.

Tag 6, 269 km

Die Sonne scheint! Über die Kauner Berge geht es nach Wenns ins Pitztal. Von 1200 m auf etwa 1700 m in einer wunderschönen Gegend zieht sich die ansonsten eher langweilige Straße bis hoch an den Fuß der Seilbahn, die zum Pitztaler Gletscher hochführt. Eine Riesenschlange Menschen steht vor der Seilbahn und oben scheint es wolkenverhangen zu sein, so habe ich mit das gespart. Dann das Hahntennjoch, eine äußerst empfehlenswerte Alternative zum Fernpass, wenn man mal dort in der Gegend ist. Das Hahntennjoch kommt immerhin auf 1800 m, die Auffahrt von Norden schlängelt sich schön am Berg entlang. Jetzt noch einmal der Arlbergpass, Kappl, Pizza + Bier.

Tag 7, 770 km

Ich staunte über die enorm günstige Rechnung des Hotels. Ich zahlte gute 350 € für sechs Übernachtungen in einem sehr schönen Zimmer inklusive bestem Frühstück. Im wahrsten Sinne des Wortes preiswert.

Statt sofort auf die Autobahn zu fahren genoss ich noch einmal den Arlbergpass. Erst danach Autobahn bis nach Hause. Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad, viel Stau. Die Fahrt dauerte 10 Stunden.

Die Tour war sehr schön, ich würde dort in der Gegend aber nicht noch einmal Mopedurlaub machen. Das Kaunertal ist ein absolutes Highlight, die anderen Täler sind fahrerisch eher langweilig, bedingt durch die Bergformen gibt es viele Sackgassen. Geschwindigkeitsbeschränkungen und Polizeipräsenz machen keinen Spaß. Ich möchte die Tour nicht missen und das Hotel war ein Glücksgriff, aber auf der Liste aller Touren steht diese – auch vielleicht wegen des Regens – eher unten.