2015: Sardinien

Alle TracksAuf die KurveAugust/September 2015 (28.8.-6.9.) waren wir auf Sardinien. Wieder einmal komfortabel reisten wir mit Auto/Hänger plus diesmal Fähre, vor Ort hatten wir ein Hotel Nähe Budoni für die ganze Zeit vorgebucht. Ich fuhr insgesant 2520 km, inklusive der Strecken von und nach Nähe Kassel, wo wir uns trafen bzw trennten.
Also alles wie immer? Nein. Denn Sardinien ist Motorad-Eldorado. Straßen vom allerfeinsten, griffiger Belag, wenig Verkehr, eine fantastische Kurve nach der anderen, wenn man in die richtige Ecke fährt. Wir hatten noch nie so viel Moped-Spaß und streben daher in 2016 eine Wiederholung an 😉
Panorama

Wir trafen uns am Freitag gegen 17 Uhr auf dem Autohof Maisfeld, südlich von Kassel. Erste Überraschung: Ein neuer Anhänger, mit Tanzfläche statt Ladefläche und elektrisch/hydraulisch betriebenem Absenkmechanismus. Bequemer geht Be- und Entladen wirklich nicht.
Wir fuhren dann noch ein paar Kilometer bis Obergrombach (zwischen Heidelberg und Karlsruhe), wo wir spontan zwei Zimmer im Gasthof Grüner Baum für eine Nacht buchten. Die Fähre sollte am Samstag Abend ab Genua fahren, so hatten wir noch etwas Zeit. Die Übernachtung war ok, das Essen war ok, wenn es etwas günstiger gewesen wäre, hätte man sogar preiswert sagen können.

2015-08-29 10.17.04Der nächste Tag, ein Samstag, sollte uns dann zur Fähre bringen. Direkter Weg, nach Navi gefahren, führte uns natürlich durch die Schweiz. Vignettenpflicht auf Autobahnen, und zwar jeweils eine Vignette für Auto und Anhänger. Klare und einfache aber teure Regeln.

2015-08-29 11.35.06Zwischenstation machten wir in Laufenburg (Aargau, Schweiz), wo es einen Bäcker/Konditor Maier gibt, der großartige Vanille-Croissants herstellt. Außen knusprig, innen kühle Vanillecreme in rauen Mengen – fantastisch. Hier waren wir auf der Rückfahrt übrigens noch einmal.
Nachmittags wurde es dann spannend: Das Navi wies einen Stau mit einer mehrstündigen Verspätung aus. Leider hätte uns diese Vorhersage die Abfahrt der Fähre verpassen lassen, gut, dass dann schließlich der Stau nicht mehr zu sehen war und wir rechtzeitig im Hafen von Genua angekommen waren. Tickets eintauschen und in der Warteschlage die Zeit vertreiben, bis man als Gespann dann als einer der letzten auf den Kutter kommt. Dort hatten wir eine Außenkabine gebucht. Die war zwar nicht ganz günstig, aber dafür mit eigenem Bad. Klamotten abwerfen und dann mit dem eingekauften Abendessen an die Reling zum gucken. Es war warm und viele Menschen ohne Kabinenbuchung schliefen draußen auf Luftmatratzen.

Am nächsten Morgen gab es Brot vom Vortag und etwas Wasser zum Frühstück: Die Preise und die Auswahl für Frühstück auf dem Schiff machen keinen Spaß. Na gut, für einen Kaffee hatte es dann noch gereicht, einen zweiten gab es an einer Tankstelle auf dem Weg zum Hotel.

150830-track1508-sc02Zum Hotel I Corbezzoli waren es dann nur ein paar Kilometer, wir waren schon gegen 9 Uhr dort und zu früh zum Zimmer beziehen. Kurz einen Ausflug zum Strand, dann Mopeds abladen, umziehen und eine erste Runde drehen. Das ganze übrigens bei locker über 30 Grad, wir waren dann froh, in Fahrtwind zu kommen.
An diesem ersten Tag gleich Begeisterung: Toller Straßenbelag, leere Straßen, und wenn jemand unterwegs war, dann so langsam, dass man gut überholen konnte. Vor allem der südliche Teil dieser Tour hatte es uns angetan, damit hatten wir dann schon die Umgebung des Supramonte angekratzt, auch Dolomiten von Sardinien genannt.


Was noch? Ankommen, Zimmer beziehen: Oh, es gibt einen Kühlschrank! Moretti eingekauft, Ankommbier getrunken, Abendessen, Terrasse. Das Essen in dem Hotel war gut genug, um regelmäßig zuviel zu essen …

Der nächste Tag sollte uns zu einer unter anderem hier hochgelobten Küstenstraße an der Westküste bringen. Es handelt sich um die SP105 zwischen Bosa und Alghero. Das stimmt, eine tolle Straße – die Sache hatte allerdings zwei kleine Haken. Haken eins war die Temperatur von knapp 40 Grad an diesem Tag und Haken zwei war die Strecke bis dahin und wieder weg: Meistens geradeaus und recht langweilig. Gemessen an den anderen Tagen dieser Reise eher überflüssig, gemessen an mancher anderen Tour hätte es die SP105 aber alleine schon rausgerissen.

ss125tunnelAm 1.9. sollte dann das große Aha-Erlebnis kommen. Die Tour führte uns nach Süden. Während der Planung war ich etwas skeptisch, hier gab es doch sehr kleine Straßen und die Gegend sah recht verlassen aus. Aber irgend jemand hat hier eine Menge Geld versenkt und Straßen gebaut, die locker als Rennstrecke durchgehen können. Das absolute Highlight ist dann das Stück Strada Statale 125 Orientale Sarda zwischen Dorgali und Tortoli. Bevor man dieses geniale Stück Straße fährt, kann man noch einen Abstecher nach Cala Gonone machen. Von der SS125 aus erreicht man dieses Örtchen (das bezieht sich auf die geografische Größe, es ist nicht etwa schlecht besucht) durch einen Tunnel, an den sich eine Serpentinenreiche Straße an die Küste herunter anschließt.

Die SS125 macht über diese gut 40 km einfach nur Spaß. Aber auch die anderen Strecken an diesem Tag waren großartig, unter anderem die SP7, die auch durch Desulo führt (im nächsten Video).

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Wer ein paar Eindrücke gewinnen möchte, kann das folgende 26 Minuten dauernde Video auf sich wirken lassen:

150902-trackDer 2.9. sollte uns an die Nordküste bringen. Wir haben versucht, möglichst alle Richtungen mal auszuprobieren, um die zum Fahren beste Gegend zu finden. Die Tour an diesem Tag war schön und interessant, aber um es vorwegzunehmen: Der erwähnte Abschnitt der SS125 ist nicht zu toppen.
Mittags versuchen wir wie schon bei den vergangenen Touren, Brot/Käse/Schinken zu ergattern, um irgendwo gemütlich Pause zu machen. Heute war das ein Pinienwald und Imbiss vom Topcase.
Wenn wir zwischendurch anhielten, um einen Kaffee zu trinken, hatten wir auf den vergangenen Touren Cappuccino bestellt. Jetzt endlich haben wir das verfeinert: Café Americano, ggf.  mit etwas Milch, und eine Flasche Wasser schmeckt uns viel besser.

Was haben wir bisher gelernt? Die Westküste ist schön, dahin fahren ist langweilig. Die Nordküste ist nett, die Strecken sind auch nett – aber mehr auch nicht. Die Gegend südlich von uns ist der Hammer. Die ganze Insel erkunden kann man mit einer festen Übernachtungsstelle vergessen, dafür ist sie viel zu groß. Die logische Schlussfolgerung daraus ist der Plan für den 3.9.: Wir fahren die Tour vom 1.9. (die mit der SS125) einfach nochmal. Und damit es interessant bleibt, einfach andersherum. Die Navis haben das auch ganz gut hinbekommen, aber leider darüber die Aufzeichnung der Tracks vergessen (Garmin, das ging früher mal besser, die Bugs hättet ihr euch sparen können).
Die Strecke hätte man auch noch einmal in der gleichen Richtung fahren können, erstaunlicherweise ist sie aber in entgegengesetzter Richtung eine völlig andere Strecke, nur genauso großartig.

Übrigens haben die Sarden ein Hobby: Man schießt gerne Löcher in Verkehrsschilder. Manchmal allerdings wundert man sich dann doch, welche Waffen in der Lage sind, derart große Löcher zu erzeugen …

150904-track4.9.: Der Regenbogen am späten Nachmittag des Vortages sollte eine Warnung sein. Wir hatten uns noch eine nette Tour vorgenommen, die auch nochmal die Gegend vom ersten Tag beinhaltete. Da war es noch trocken, aber stark bewölkt, und eine halbe Stunde später goss es aus Kübeln. Ein Versuch, dem Gewitter auszuweichen, war erfolglos und der Wetterbericht bzw das Wetterradar verhieß nichts gutes. Also zurück zum Hotel, in den Bus und nach Olbia, Stadt ansehen. So schön ist Olbia aber nicht, da geht es hauptsächlich darum, die per Fähre An- und Abreisenden nochmal ordentlich zur Kasse, äh, zu bewirten. EIn paar nette Jachten im Hafen haben wir bestaunt, dann sind wir in das wesentlich gemütlichere und kleinere Teodoro gefahren, wo man in einer Strandbar erst draußen und dann drinnen Bier trinkend den Regen Regen sein lassen konnte.

150905-track5.9., der Abreisetag. Abends sollte die Fähre abfahren, wir hatten also nach dem Auschecken noch Zeit für eine Runde Mopedfahren, die wir genutzt haben. Das Wetter war wieder schön und auch diese Tour hat sich echt gelohnt. Zwar war es windig, aber nicht mehr so warm und gerade die Gegend um den Lago d Coghinas herum hat uns bei dem rauen Wetter begeistert. Das Panoramafoto ganz oben ist auch hier entstanden.
Mittags gab es leider in dem angesteuerten Alimentari kein Brot mehr, so dass wir auf weniger leckeres Fladenbrot ausweichen mussten. Der Versuch, dieses auf dem Zylinder zu grillen, war mit wenig Erfolg beschieden.

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Zurück im Hotel, Mopeds auf den Hänger und ab zum Hafen. Wo es dann erst mal wieder warten hieß, denn wir hatten diesmal sehr großzügigen Zeitpuffer eingeplant. Aber auch kaltes Bier und etwas zu Essen, so dass die Zeit bis zum Aufladen dann schon im Dunkeln nicht zu lang wurde.

Diese Überfahrt war vom Wetter her etwas ungemütlicher, man warnte per Lautsprecher davor, nach draußen zu gehen. Es war schlicht zu windig, wellig und regnerisch, und es schaukelte auch ganz gut.

2015-09-06 13.09.042015-09-06 15.55.34In Genua angekommen war dann wieder schönes Wetter. Ausschiffen und dann aber in einem Stück nach Hause, weil Montag wieder Arbeit anstand. Natürlich nicht ohne ein paar leckere Vanillecreme-Croissants (siehe oben) und auch mit ein bisschen Stau.

Fazit: Es war großartig. Punkt.

Wer sich noch etwas inspirieren lassen möchte: