2009: Westalpen

Gesamter Track Die westlichen Alpen (Frankreich, Schweiz) haben wir bisher immer ausgelassen, unter anderem weil wir Ende Mai dort vielleicht vor einigen noch gesperrten Pässen gestanden hätten. Der Teil der Alpen mit dem Mont Blanc als höchstem Gipfel, mit dem Col de la Bonette/Restefond als höchstem Alpenpass sowie der Verdonschlucht als absolutem Hingucker ist aber mehr als eine Reise wert! 2009 fand unsere AufdieKurve-Tour im August statt, da besteht die Gefahr der gesperrten Pässe nicht mehr.

Das Fazit nehme ich diesmal vorweg: Knapp 4000 gefahrene Kilometer und die Tour mit den interessantesten Gegenden, Pässen und Ausblicken. Aber auch die Tour mit dem schlechtesten Preis-/Leistungsverhältnis bei den Unterkünften. Vergleicht man französische und deutsche oder italienische Gaststätten/Hotels, wird schnell klar, dass man in Frankreich für den gleichen Standard etwa das doppelte bezahlen muss. Wer dorthin fährt, sollte das einplanen.

Diesmal hatten wir wieder Glück mit dem Wetter. Abgesehen vom ersten Tag war es meistens trocken.

Tag 1

20090821-194328-misc.jpg Ich fuhr alleine (Andy sollte erst am 22.8. abends im südlichen Schwarzwald dazu stossen) auf der A45 bis Freudenberg südwärts. Ein paar nette Kilometer durch das Sauerland, das Bergische und schließlich durch die Pfalz sollten es werden. Doch das Wetter machte mir an diesem Tag einen Strich durch die Rechnung: Es fing nach kurzer Zeit an, in Strömen zu schütten.
Nach einigem Warten in einem Bushäuschen (kein Foto wegen Frust) beschloss ich, die Etappe per Autobahn abzukürzen. Also dem Garmin das Ziel eingegeben, „schnellster Weg“ eingestellt und los. In Rodalben (Foto) angekommen hörte es dann gerade auf, so dass ich das Dorf bei einem Spaziergang erkunden konnte. Weniger das Dorf als vielmehr der Pfälzer Hof (inzwischen als „Schokoladengießer“ in neuem Besitz) ist aber erwähnenswert: Ein sehr komfortables Zimmer mit Garagenbenutzung, sehr gutes Essen inklusive Weissbier und das alles für eine akzeptable Anzahl Euros.

 

Tag 2

Ah, die Sonne scheint! Noch recht kühl am Morgen und nass vom Regen des Vortages waren die ersten Kilometer noch etwas zäh. Aber dann: Das Motorrad-Eldorado Vogesen! Traumhafte Strassen, wunderbare Kurven. In Lutzelbourg das französische Mittagessen: Eclairs und Quiche, sehr empfehlenswert aus der dortigen Boulangerie/Patisserie.

  

Abends trafen wir uns in Badenweiler, einem Kurort, im Hotel Schnepple. Das Ambiente im Hotel Schnepple passt zum Kurort, wir halbierten quasi den Altersdurchschnitt. Naja, fast. Wir verbrachten einen netten Abend bei gutem Wein und Essen, trotz Kälte lange draussen sitzend.

Tag 3

Heute sollte es durch die Schweiz bis zur italienischen Grenze gehen, da die Hotelsuche etwas länger dauerte, sogar bis nach Italien hinein. Zuerst suchten wir ein paar Kurven in Frankreich westlich von Basel, eine fahrerisch aber eher uninteressante Gegend.In der Nordschweiz führte uns die Route dann durch das Jura. Ganz nett, aber wir wollten dann doch „richtige“ Berge. Da bekannterweise das Gebiet zwischen Bern und Genfer See eher gerade Strassen enthält, sind wir hier auf die Autobahn ausgewichen. Der Zeitgewinn ermöglichte uns an dem Tag dann noch unter anderem den Grossen Sankt Bernard zu fahren.Das Hotel Le Clou ist empfehlenswert: Gute aber etwas hellhörige Zimmer, Preis inklusive gutem Essen (Menü, 3 Gänge) in Ordnung.

Tag 4

Ein echter „auf-die-Kurve-Tag“! Tolles Wetter, tolle Pässe, unter anderem der Col de L´Iseran, wo wir an einem Bach ein wunderbares Mittagessen einnahmen.Auch der Col D´Izoard war natürlich dabei und viele weitere hier ungenannte Pässe. Abends landeten wir nach einigem Suchen in einem Hotel, was wir preisgünstig fanden. 24 Euro für ein drei-Sterne-Hotel in Frankreich? Supersache, hingesetzt, Bier bestellt. Aber vor der nächsten Frankreichreise lernen wir dann doch besser noch mal ein wenig französisch.“quatre-vingt“ bedeutet mitnichten 24 sondern eher doch achtzig. Das waren die Zimmer nicht wert, aber Dummheit schützt vor Strafe nicht. Der gefahrene Tag entschädigt das bei weitem.

Tag 5

Ganz grosses Kino. Dieser Tag war der Höhepunkt der Tour, wenn man die Aussichten zusammen zählt. Erstmal der Col de la Bonette.Mit der Schleife, die man auf dem Scheitel noch fahren kann, der höchste Pass der Alpen (2802 m).Von oben konnte man auf ein paar Wolken herunter schauen, das Getümmel war natürlich auch beträchtlich. Inzwischen sind Fahrräder an solchen Passstrassen normal (und zwar auch normale Tourenräder). Gestaunt haben wir über die Experten, die sich mit dem Auto den Pass hochfahren liessen und dann mit einem Skateboard oder einem sehr kleinen Kinderfahrrad (!) bewaffnet wieder herunterfuhren.

Aber das war noch nicht alles.Bevor wir in die Verdonschlucht kamen, die jeder erlebt haben sollte, fuhren wir über die D2202 (südlich Guillaumes) durch eine fantastische Schlucht. Nicht nur, dass die spektakuläre Strasse(die rechte und linke Spur verlaufen teilweise getrennt) kaum genug Zeit zum Gucken liess, auch dem unvermeidlichen Bungee Jumping begegneten wir dort. Einfach von einer Brücke herunter. Am Lac de Castillon gabs ein Eis.

Die Verdonschlucht umrundeten wir komplett, was sich auf jeden Fall lohnt. Mit dem Finden einer günstigen Übernachtung hatten wir ein paar Probleme, bis wir in Castellane doch im Grand Hotel zu fragen wagten. Und siehe da: Die Preise waren gar nicht so „grand“, das Bier war kalt und bei der Pizzeria gegenüber kann man den Tag gut ausklingen lassen.

 

Tag 6

Ein ruhiger und angenehmer Mopedtag ohne große Höhepunkte, im Vergleich zu den vorherigen beiden Tagen. Doch halt, an diesem Tag fanden und fuhren wir den Col des Champs. Gar nicht mal hoch (2087 m), mit nicht einfach zu findender Einfahrt, aber absolut lohnend, weil: Fast menschenleer, sensationell enge Kurven von Süden und ein wunderbares Panorama auf dem Scheitel.

Gelandet sind wir dann in einer sehr teuren Auberge, die uns die Illusion vom gastfreundlichen Frankreich endgültig ausgetrieben hat (wenn sie vorher überhaupt die Chance hatte). Ok, man war sehr nett dort. Ok, das Frühstück war das beste der Tour. Aber die Zimmer hatten eine Größe, die man hierzulande für eine Besenkammer einplanen würde.Um in die Badewanne zu klettern benötigte man mindestens Ansätze der Fähigkeiten eines Schlangenmenschen, und beim Aufstehen von der Toilette war japanisches Verbeugen angesagt, da man ansonsten dem Härtevergleich Schädel vs Wasserboiler schutzlos ausgeliefert war. Nein, das war ebenfalls das Geld nicht wert, aber wir hatten keine Lust mehr zu suchen.

 

Tag 7

Col du Galibier und andere bei wunderbarem Wetter. Eigentlich sehr schade, dass aufgrund von Tag 4 und 5 die Superlative schon abgegrast sind. Aber einen Superlativ muss ich nennen: Die Auffahrt zum Col du Galibier von Süden ist eine der besten „auf-die-Kurve-Strecken“ dieser Tour. Nicht mal die Aussicht (die wie schon gewohnt fantastisch ist) sondern hier besonders die langgezogenen gut asphaltierten Kurven hatten es uns angetan.
Auf dem Col de la Forclaz gibt es ein mir bekanntes Hotel, wo wir eigentlich mit Blick auf den Mont Blanc übernachten wollten. Leider war es ausgebucht und so konnten wir schon an diesem Tag die Aussicht auf Martigny bei der Nordabfahrt vom Col de la Forclaz genießen. Die ganze nicht kleine Stadt, in der wir dann auch übernachtet haben, liegt einem zu Füssen.

Tag 8

Der etwas zu lange Weg über die Autobahnen in der Nordschweiz wird versüsst durch ein paar anschließende Kurven im Südschwarzwald. Mittagspause dort natürlich stilecht mit ebensolchem Schinken. Untergekommen sind wir in einem etwas lauten aber preiswerten Hotel in Villingen. Trotz der vielen Vorschriften, die innen an der Zimmertür kleben, ein nettes und gastfreundliches Haus mit Garagenbenutzung.

Tag 9

Schwarzwald und Odenwald, das ist immer für eine nette Motorraderfahrung gut. Ah, Moment, Odenwald ist an einem Samstag keine gute Idee. In Deutschland gibt es aus irgendwelchen schwachsinnigen Gründen leider an vielen interessanten Stellen Streckensperrungen für Motorräder, oft auf Wochenende beschränkt. Was für einen Sinn macht das wohl, Motorräder generell auszusperren, wenn es sowohl Krawallbrüder und Zwiebacksägen als auch recht leise BMWs, GoldWings etc. gibt? Jedenfalls hatten wir nicht an die Sperrungen gedacht und einen Riesenhals, als die auf der Karte ansehnliche Strecke im Odenwald nicht befahrbar war. Glücklicherweise half uns ein einheimischer Mopedfahrer und zeigte uns einen netten Waldweg, der so versteckt lag, dass man sogar ein „Verbot-der-Durchfahrt“-Schild vergessen hatte aufzustellen. Um so besser.

In Wertheim fragten wir dann im Tauberhotel Kette nach Zimmern. Da allerdings dort gerade ein Hochzeitsgesellschaft feierte (rumsbumms, brüll, humbatäterääää), waren alle Zimmer ausgebucht. Uns wurde aber zu einem sehr angenehmen Preis das Appartment unterm Dach angeboten. Wunderbar war das Ankommbier auf der Hotelterasse mit Blick auf die Tauber, und auch das Abendessen dort war sehr lecker. Trotz des Trubels wurden wir ausgezeichnet bedient.

Tag 10

Aus der Ecke bin ich schon des öfteren per Motorrad nach Hause gefahren (Andy und ich trennten uns etwa Mittags), sowohl Spessart /Taunus als auch Rothaargebirge sind eine wunderbare Mopedgegend.

Das Fazit der Tour hatte ich oben schon vorweggenommen. Vielleicht dazu noch dieses: Wenn man den Frust über nicht angemessene Hotelpreise weglässt, ist die Tour auf jeden Fall weiterempfehlenswert. Wer noch nicht in den westlichen Alpen war, sollte sich das auf jeden Fall einmal ansehen! Nochmal fahren? Ja, aber dann mit ein wenig besserer Hotelplanung.