2017: Vogesen, Kurztour

Dieses Jahr keine Auf-die-Kurve-Tour, weil Andy keine Zeit hatte. Aber wenigstens ein paar Tage Moped fahren am Stück, das wäre doch ganz nett. Also schnell eine Tour in die Vogesen zusammengeklöppelt, den Wetterbericht hypnotisiert und los geht’s.

Wir schreiben September 2017 und nach einem eher mittelguten Sommer mit instabilem Wetter hatte ich tatsächlich Glück auf meiner vier-Tages-Tour. Nur auf den letzten 150 km hat es geregnet, ansonsten war bestes Herbstwetter. Die Tour sollte durch das Bergische bis an den Rhein bei Koblenz gehen, dann etwas am Rhein entlang unter Nutzung aller verfügbaren Fähren. Bei der Lorelei bog ich ab in den Hunsrück, um dann südlich gen Pfalz und in den Pfälzer Wald zu fahren. Vogesen bis nach unten, dann östlich nach Deutschland und durch den Schwarzwald wieder hoch. Schräg rechts am Odenwald vorbei (dort sind leider viele Straßen für Mopeds gesperrt) an den Main, von dort durch den Spessart, Vogelsberg und Rothaargebirge wieder nach Hause.

Morgens gegen 9 ging es los. Wegen Frühnebel oder tief hängender Wolken war es einerseits nicht besonders warm, andererseits waren die Straßen nass. Aber erstaunlich, wie schnell die Sonne gewinnen kann: Innerhalb weniger Minuten schönster Sonnenschein und schon macht das Fahren richtig Spaß.

So schnell, wie ich die Tour zusammengeklickt hatte, so schön war sie auch. Gerade das südliche Bergische Land hat mich begeistert. In Koblenz besuchte ich natürlich eine meiner Lieblings-Eisdielen, eGeLoSia. Deren Motto passt mir so richtig in den Kram: Nichts in das Eis tun, was da nicht reingehört oder verzichtbar ist. Darüber hinaus schmeckt es dann richtig gut, es gibt unglaublich viele interessante Sorten.

Nun den Rhein entlang. Interessant: Früher fand ich das eher langweilig, weil es wenig Mopedfreundliche Kurven gibt. Diesmal hat mir das richtig Spaß gemacht. Natürlich nutze ich die zwei Fähren auf dem Weg (Boppard und Lorelei).

Dann westlich weg vom Rhein in den Hunsrück. Auch sehr schöne Straßen, aber so richtig geil wird es dann im Pfälzer Wald. Kleine, leere Straßen, manchmal zwar noch etwas feucht, weil im Schatten des Waldes, aber ausgezeichnet zu fahren. Nun wurde es langsam dämmrig und im Dunkeln zu fahren hatte ich keine Lust. Ich suchte mir also eine Übernachtung in Annweiler am Trifels. Ein nettes Örtchen mit Fluss, altem Fachwerkkern und schönen Gasthöfen. Leider hatten auch andere Leute schon diesen Gedanken: Ausgebucht. Man empfahl mir eine Pension am Berg, 2-3 km vom Stadtkern entfernt. Nun gut, obwohl es dort kein Abendessen gab und der Preis gemessen am gebotenen Zimmerstandard (Stehhöhe in der Dusche unter der Schräge durch Dachfensteröffnung erreicht und solche Scherze) durchaus erklecklich war, buchte ich in der Pension Bergterrasse ein. Immerhin gab es eine Garage, die ich kostenfrei nutzen konnte. Zu Fuß wieder in den Ort, leckeren Kastanien-Saumagen und ein paar Bier verspeist und dann ins Bett.

Feines Frühstück und dann los, Frankreich liegt in Steinwurf-Entfernung. Ein paar nette Kurven, einsame kleine Sträßchen und unvermittelt steht man in Niederbronn-Les-Bains. Ein schönes Städtchen, was ich mir irgendwann gerne mal näher ansehen werde. Aber insbesondere gibt es hier Le Pâtissier des Thermes, eine Konditorei französischer Bauart vom allerfeinsten. Wie in den anderen Artikeln, in denen ich Reisen durch Frankreich beschrieb, schon erwähnt, esse ich sehr gerne Eclair, die es in Frankreich bei jedem Bäcker gibt. Mal sind sie besser, mal sind sie schlechter. Hier aber sind sie eindeutig besser und falls man in der Nähe ist, unbedingt empfehlenswert.

Was nun folgt ist reine Kurvenerotik. Bei früheren Ausflügen in die Vogesen hatte ich den Eindruck, dass man dort Spaß daran hätte, in jeder dritten Kurve großzügig Rollsplit-Häufchen zu verteilen. Diesmal griffige, trockene, einsame Straßen ohne Rollsplitt, ohne Gemeinheiten, einfach nur herrliches Fahren!

Das geht so viele Kilometer lang, mal durch ein Örtchen, mal durch den Wald, hoch, runter – Da war ich nicht das letzte Mal!

Die Strecke an Mulhouse vorbei nach Deutschland ist dann ein wenig ätzend. Da geht es nur geradeaus und der Verkehr ist am späten Nachmittag wie im Ruhrgebiet. Ich nahm die Autobahn und suchte mir in Neuenburg am Rhein eine Übernachtung. Hier wurde ich beim ersten Versuch fündig: Hotel am Stadthaus. Für einen erträglicheren Preis ein besseres Zimmer als bei der letzten Übernachtung, immerhin noch einen kostenlosen Platz für das Moped unter Dach. Der Wirt erzählte, dass sie das Hotel alle paar Jahre von einem Künstler neu bemalen lassen. So kann man denn im Hotel eine Galerie der Außenfassade über die letzten Jahre bewundern – eine schöne Idee. Der Ort an sich gibt aber nicht sehr viel her, hier ist nun wirklich nix los. Ich fand eine gute Pizzeria mit, na klar, Pizza und Bier.

Am nächsten Morgen sollte es durch den Schwarzwald gehen. Und hier begann die Langeweile: Im Schwarzwald gibt es zwei Sorten Straßen. Erstens die gut, nein, hervorragend ausgebauten, die für LKWs und PKWs mit älteren Herrschaften sehr bequem sind aber für Mopeds stinklangweilig. Und zweitens die kleineren interessanten Straßen, die zwar schön zu fahren sind, aber oft Geschwindigkeitsbegrenzungen haben oder zu schnell zu Ende sind, weil schon wieder ein Ort kommt. Habe ich hier die falsche Tour geplant? Auf dem PC sah das eigentlich ganz gut aus. Dafür entschädigte der Schwarzwald mit Bildern, von denen ich eigentlich dachte, dass sie in der Natur gar nicht vorkämen, so kitschig sah das aus:

Richtig schlimm wurde es dann bei der vermeintlich gemütlichen Tour am Neckar entlang. War die Autobahn verstopft oder warum fuhren die ALLE hier lang? So wird das nix: Ab auf die Autobahn bis Nähe Tauberbischofsheim und dann die letzten Kilometer noch schöne Kurven bis nach Wertheim, wo ich die nächste und letzte Übernachtung im Hotel Kette fand.

In diesem Hotel war ich vor Jahren schon mal mit Andy, wir wohnten im Appartment, da wegen einer Hochzeit nichts sonst mehr frei war, und als dann später am Abend die Hochzeitsgesellschaft eskalierte, wurde gemeinsam Polonaise getanzt. Ein paar Jahre später stand wir wieder vor dem Hotel, diesmal waren die Türen verschlossen. Wie ich nun hörte, hatte während einer Überschwemmung der Tauber (1m hohes Wasser im EG) ein Schwelbrand für die Verrauchung aller Zimmer gesorgt. Das führte auch zu einem Besitzerwechsel. Nun wird das jetzt griechische Restaurant im Haus getrennt bewirtschaftet. Die Zimmer sind also neu, in gutem Standard und preiswert.

Auf Gyros & Co hatte ich keine Lust, so ging ich zum Ochsen, eine scheinbar beliebte Wirtschaft, denn sie war ausgebucht. Ich schaute im Goldenen Adler vorbei, einer Wirtschaft, in der einst schon Luther speiste (und die Zeche schuldig blieb, wie zu lesen war). Aber auch dort waren alle Plätze besetzt. Schließlich landete ich im Schwan, wo es hausgemachten Wertheimer Krautwickel gab – lecker.

Am nächsten Tag sollte es eigentlich schon früh anfangen zu regnen, aber es begann mit bestem Wetter. Die Tour führte mich eine mir bereits bekannte kleine Straße an der Hafenlohr (Flüsschen) entlang, beginnend bei Hafenlohr (Städtchen) am Main. Die Hafenlohr mündet in Hafenlohr in den Main (Quelle: Wikipedia). Gut war, dass das Ding neu geteert war. Schlecht war, dass sie gleich alle gefühlt zehn Meter ein 50-Schild aufgestellt haben. So wurde das eine sehr gemächliche Etappe – wer dennoch Lust hat, sich dort mal umzusehen:

Das Wetter blieb auch im Spessart und in der Region Vogelsberg gut. Auch hier habe ich mich schon mal herumgetrieben, dennoch macht diese Gegend oberhalb des Mains immer wieder Spaß. Erst als ich dann im Rothaargebirge war, bei Bad Berleburg, setze der angekündigte Regen ein. Naja, damit hatte ich ja gerechnet. Also direkten Weg nach Hause eingegeben und nach ein paar schönen aber sehr nassen Kurven über die A45 nach Hause. Hier noch ein nasses Video davon:

Wenn ich diese Tour nochmal fahre, wozu ich große Lust habe, würde ich sie leicht verändern: Der Weg nach Süden bleibt wie er ist, der Rückweg nach Norden allerdings würde auf anderen Straßen durch die gleiche Gegend wie der Hinweg führen. Also durch die Vogesen, Pfälzer Wald, vielleicht etwas länger am Rhein entlang und dann quer durch das Bergische zurück. Das wären dann vier richtig runde Tour-Tage.

Bilanz: 1745 gefahrene Kilometer, etwa 200 davon auf Autobahnen. Zeit in Fahrt (also ohne Standzeit/Pausen): 27 Stunden, Gesamtschnitt 51 km/h.